Diverse Gründe führten dazu, dass ich nach dem Hamburg Marathon ein ordentliches Stück kürzer treten musste, was das laufen anging und mich mehr und mehr in die Backlust trieb. Doch ganz lassen kann ich die Lauferei natürlich nicht, zu groß ist die Sucht. Also wurde erst pausiert und dann die Umfänge -im Vergleich zum Marathontraining- reduziert. Im Sommer beschlossen das Herzblatt und ich uns einem Lauftreff anzuschließen, den Oldenburg City Runners. Eine wunderbare Entscheidung, wenn man bedenkt, dass ich nun mittwochs nie mehr allein laufen gehen muss, sondern in dieser illustren, bunt gemischten Truppe immer jemand dabei ist, mit dem man schnacken kann. Und somit beschlossen wir Eckls am 10 km-Lauf im Rahmen des Oldenburg Marathon an den Start zu gehen und vielleicht mal eine neue Bestzeit anzugreifen.
Die Zeit vom Entschluss der Anmeldung bis zum Event war an sich viel zu kurz (gerade einmal 4 Wochen) und somit das Vorhaben unter 50:00 Minuten zu laufen extrem optimistisch. Während ich mich dieser Aufgabe laufend annahm, nannte mein Herz von nun an das Fahrrad im Fitnessstudio seinen besten Freund. Während ich mich durch Tempointervalle quälte, haute er sich die Stunden auf dem Rad um die Ohren.
Die paar Wochen gingen unglaublich schnell rum und plötzlich war der 22. Otober. Obwohl ich nun schon an der ein oder anderen Laufveranstaltung teilgenommen habe, habe ich immer noch keine Routine im Ablauf am Tag vorm Rennen, geschweige denn am eigentlichen Renntag. Nervosität soweit das Auge reicht. Aber irgendwann steht man dann doch am Start und tut, was man tun muss – man rennt los. Eine Pace von unter 5:00 min/km muss her, das ganze 10 km lang. Noch nie war ich so lange so schnell. Doch wieder einmal liebte ich die Bedeutung und Funktion von Adrenalin, denn: ES LIEF EINFACH! Kilometer um Kilometer lief ich immer in einem Schnitt zwischen 4:45 bis 4:55. Bei Kilometer 7 ließ mich mein Herz ziehen, da er um meinen unbedingten Willen wusste, die 50-Minuten-Schallmauer zu knacken. Als mir meine Uhr bei Kilometer 8 die Zeit zeigte, hatte ich über 1:15 Minute Puffer, um mein Ziel zu schaffen, einen Kilometer später waren es 1:20 Minute, d.h. ich hätte den 10. Kilometer fast stehen bleiben können, um mein Vorhaben zu schaffen. Das Ziel rückte immer näher, noch zwei Kurven, die Uhr zeigte mir, dass mir den Moment der Glückseligkeit eigentlich niemand mehr nehmen kann. Da ist es, das Ziel. Also nochmal Zielspurt, Uhr stoppen, drauf gucken: 48:34 Minuten. Wahnsinn. Ich drehe mich um und schaue, wer da noch so nach mir ins Ziel kommt und tatsächlich: Da ist er – mein Herz. Er läuft durchs Ziel, ist stehend k.o. und tatsächlich: auch er hat es geschafft in 49:14 Minuten. Wir liegen uns in den Armen und mir kommen vor lauter Glück und Erleichterung ein paar Tränen.
Ohne Ende glücklich feuerten wir gemeinsam mit ein paar anderen Oldenburg City Runners dann noch unsere Halbmarathon-Starter an. Als alle zufrieden im Ziel ankamen und einige ebenfalls mit neuen Bestzeiten dekoriert waren, wurde noch angestoßen und dann den restlichen Tag auf der Couch zugebracht. Das hatten wir uns auch verdient 🙂
Mal gucken, was als Nächstes kommt…