Auf meiner Wohnsitzreise durch Deutschland hat sich die ein oder andere Freundschaft entwickelt. Sie kamen und gingen, doch die die bleiben, kann ich an zwei Händen abzählen. Doch woran liegt es, dass nicht mehr Menschen Bestandteil des eigenen Lebens bleiben? Zum Einen ist es häufig die Zeit, so hart das klingt. Doch Freundschaften pflegen ist keine Selbstverständlichkeit. Zum Anderen sagt man ja auch, dass man gar nicht so viele echte Freunde hat, da man zu vielen gar nicht gerecht werden kann. So ist es gekommen, dass ich eine Handvoll Freunde in Hessen, ein paar in Berlin und ein paar in Oldenburg habe. Was macht Freundschaft aber überhaupt aus? Für mich ist es, als würde ich nach Hause kommen und nach einem langen Nicht-Sehen alles so sein wie früher, ich höre wenigstens hin und wieder etwas von diesen Menschen und habe selbst das Bedürfnis ihnen wichtige Dinge aus meinem Leben mitzuteilen und mit ihnen zu teilen, ich vermisse sie in bestimmten Situationen und die Vorfreude auf ein Wiedersehen steigt ins Unermessliche, umso näher es rückt.
Eine meiner längsten Freundinnen aus Schultagen war unter anderem ein Grund, warum wir uns für den Norden als Wohnsitz entschieden haben. Sie dauernd in meiner Nähe zu wissen, macht mich glücklich, denn mit ihr hatte ich wunderbare Erlebnisse in den 18 Jahren Freundschaft, die uns nunmehr verbinden. Dank ihr hat sich mein Freundeskreis auch etwas vergrößert, denn sie brachte ein paar unglaublich liebe und lustige Menschen in die Runde, mit denen es sich immer lohnt, Zeit zu verbringen. Halbjährliche Treffen zu Sechst irgendwo in Deutschland sind zum Muss geworden.
An Fasching im Jahr 2011 hat sich eine unfassbar liebenswerte 5er- Mädchenkonstellation entwickelt, in der ich Bestandteil bin, zumindest teilweise. Leider bin ich nicht mehr im selben Wohnort und somit sind gemeinsame Treffen zwar selten, aber unfassbar großartig. Diese 4 Mädels haben mir schon durch manches Tief geholfen und mit mir die Hochs gefeiert. Trennungen, Hochzeiten, Urlaube, Tränen, Leid, Liebe, Glück, Trauer, Jubel – alles haben wir in den teilweise unglaublich intensiven 6 Jahren unserer Freundschaft miteinander erlebt. Wir waren immer füreinander da und wissen, dass wir es auch noch lange sein werden. Diese Momente, in denen wir vor Lachen keine Luft mehr bekommen, wir gemeinsam Ostern feiern, gemeinsam vor Traurigkeit ob einer Filmstory auf der Couch liegen und weinen, wir uns gegenseitig die Hand halten, weil wir uns ein vom Sinn her gleiches Tattoo stechen lassen oder wir lachend zwischen der Vorder-und Hintertür unseres Mietwagens mitten in Irland unser kleines Geschäft verrichten, weil es weit und breit keinen Toiletten zu geben scheint, möchte ich niemals missen. Diese und viele andere haben sich in unsere Gehirn eingebrannt und werden dort, wie das Tattoo auf unserer Haut, für immer bleiben – dort die Erinnerungen, in meinem Herzen die Mädels.
Eine einzige Freundin ist auch aus der Studienzeit geblieben. Auch mit ihr habe ich schon sehe viel erlebt: Davos und Paris, aber auch Trennungen, Magisterzeugnisse, Studentenparties, Nachwuchs… Sie ist irgendwie mein Spiegelbild, wir sind uns unglaublich ähnlich – vom Wesen, nicht im Äußerlichen. Wenn wir telefonieren – und das machen wir relativ regelmäßig – dann kann das schon mal ein oder zwei Stunden Zeit in Anspruch nehmen, ohne dass wir gemerkt haben, dass es schon so lange dauert.
Last but not least die kürzesten Freundschaften, entstanden aus der gemeinsamen Tätigkeit beim letzten Arbeitgeber. Eine der Beiden verführte mich zu meinem ersten Halbmarathon und kurz darauf auch zum Ganzen. Ich bin ihr so unendlich dankbar dafür. Sie ist einer der liebenswertesten Menschen, die ich kennenlernen durfte, etwas zurückhaltend, aber dafür besticht sie mit ihrer gefassten und objektiven Art. Sie sieht immer alles aus mehreren Blickwinkeln und entschleunigt dadurch so manche angespannte Situation. Die Zweite im Bunde ist erst etwas später in unser Duo gestoßen und wir haben nun ein Trio eröffnet und sie ebenfalls mit dem Lauffieber infiziert. Gemeinsam werden wir Anfang April in Berlin an der Startlinie des Berliner Halbmarathons stehen. Grandios!
Warum ich das alles schreibe? So toll diese Freundschaften alle klingen, ist es doch in der Realität so, dass ich bis auf eine alle nicht regelmäßig sehe oder in meiner Nähe weiß. Viele Kilometer liegen zwischen diesen Frauen und mir. Einsamkeit ist im Alltag also allgegenwärtig. Mir fehlen die Montags-Nudelkochorgien mit meiner Studienfreundin, mir fehlen die Mome-Treffen und das Bejubeln unserer Lieblingscoverband mit den Hanauerinnen und so sehr wir die Laufleidenschaft teilen, muss ich doch immer allein die Schnürsenkel der Laufschuhe schnüren, weil die Berlinerinnen 450km entfernt das Gleiche tun. Einzig in Oldenburg entwickeln sich gerade regelmäßige Treffen-unglaublich wichtig, wenn man eigentlich ein sozialer Mensch ist.
Doch ich möchte gar nicht MEHR Freundinnen haben, ich möchte mit denen, die ich habe, mehr Zeit und diese intensiver erleben. Nicht umsonst schmückt meine Rippen ein Tattoo auf dem steht:
„May friendship last forever“