…war mir bisher nicht bekannt.

Mir war durchaus bewusst, dass ich einen Menschen an meiner Seite habe, der immer sehr gerne wandern gegangen ist. Doch da grundsätzlich ich für die Reiseplanung zuständig war, habe ich einen Wanderurlaub nicht in Betracht gezogen. Frei nach dem Motto: Das kenn ich nicht, also will ich es auch nicht.

Doch eines Abends in einem Moment geistiger Umnachtung entdeckte ich auf einer Internetplattform ein Reiseschnäppchen ins Stubaital und schlug dies meinem Herzensmenschen vor. Dieser wiederum strahlte mich mit einem Leuchten in den Augen an und ich buchte.

Wandern verband ich immer mit Menschen im reiferen Alter, die in den Wald zogen, um Luft zu schnappen und sich ein bisschen zu bewegen. Direkt bei unserem ersten “Einsteiger-Spaziergang” fing ich auch an Luft zu schnappen, ganz gewaltig sogar, händeringend sozusagen. Es war anstrengend und es tat auch ein bisschen weh und dabei waren die Höhenmeter auf einer Skala von 0 bis 10 eher im lächerlichen Bereich. Doch Frau von Welt gibt nur ungern zu, dass sie das völlig unterschätzt hat. Also weiter im Programm, die Berge wurden höher, die Routen unwegsamer und uriger und ich verstand allmählich, was am Bergwandern gefällt. Zeitweise fühlte ich mich wie in einem Märchenwald, als würde hinter dem nächsten moosbewachsenen Stein ein Zwerg hervorspringen oder am Fuße eines mächtigen Wasserfalls eine Fee auf mich warten. Es passierte, was ich mir im Traum nicht hätte vorstellen können: es fing an mir Spaß zu machen.

 

Die Liedzeilen eines bekannten deutschen Sängers konnten passender zeitweise nicht sein: “Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer.” Doch ist man erst einmal oben angelangt, entschädigt der Ausblick einfach alles. Vergessen sind die Strapazen des Aufstiegs, die Ängste, wenn man als Höhenangsthase doch mal nach unten geguckt hat, die Schmerzen und die Luftknappheit. Oben ist alles toll. Da liegt man plötzlich auf einer Bank in der Sonne und schaut nach unten und erfreut sich des Anblicks der Paraglider, die gerade ins Dorf segeln.

Ein Ziel erreichten wir leider nicht: ein Gipfelkreuz. Denn aufgrund des Schnees Ende Mai sind wir zu einem solchen nicht vorgedrungen. Doch ich gehe fest davon aus, dass das nicht unser letzter Wanderurlaub war und im Nächsten wird garantiert ein Gipfelkreuz erklommen.