Singing in the run – Road to Hamburg Marathon Part 6

Freitag vorm vergangenen Wochenende: der Lieblingsmensch und ich ziehen los um eine “lockere” Runde zu laufen. Die Anführungsstriche verraten es: Locker geht anders. Beine schwer, Herzfrequenz hoch und das Tempo niedrig – keinerlei Erklärung für das Ergebnis, dafür wiederkehrende Zweifel. Genau die, die ich mit dem Halbmarathon in Berlin hinter mir gelassen hatte. Mein Herz schlug spürbar bis zum Hals und das die komplette Zeit bis zum Start in Cuxhaven. Der Kopf sucht sich seine Wege, um sich bemerkbar zu machen.

20170408_175838

Wir reisten Samstag schon an, nutzten die Zeit für dies und das und gingen schon mal ein Stück der Strecke ab. Schön isses hier oben.

Sunday – raceday – sunny day. Alles perfekt. Am Morgen ist es noch etwas frisch und ich überlege, was ich wohl tragen werde. Mit mir am Start wird eine Freundin stehen, die auch in Hamburg mit mir starten wird. Wir entscheiden uns beide zu oku-uku (oben kurz-unten kurz) und es ist die richtige Entscheidung, denn es wird sehr sonnig und sehr warm.

Das Vorhaben am heutigen Tag: 30 km für den Kopf und nicht gegen die Zeit, einfach ein langer Trainingslauf, um dem Kopf zu signalisieren: Du schaffst das!

IMG-20170408-WA0010

Während in Berlin mit mir etwa 34.000 Läufer an der Startlinie stehen, sind es in Cuxhaven beim 30 km-Lauf und Marathon in Summe nicht einmal 200! Es hat etwas von einem Kulturschock. Eine Stunde später werden noch einmal knapp 300 Läufer mehr im Rahmen des Halbmarathons auf die Strecke gehen und drei Stunden später weitere 500 für das 10km- Rennen. Es ist also immer was los, aber eben weitaus weniger als beim größten deutschen Halbmarathon. Aber es ist trotzdem ein tolles Event. Die Strecke führt uns in drei Runden durch ein paar gemütliche Gassen hin zum Deich und ans Meer und wieder zurück. Meine Freundin und ich laufen nicht einmal 3 km gemeinsam, dann zieht es sie schon etwas weiter. Ich möchte auf die Bremse treten, es soll schließlich nur ein Trainingslauf sein, geplant sind 30 km in 3 Stunden, was einen Schnitt von 6min/km macht. Das Tempo bekomme ich nicht runter, aber ich fühle mich wohl, also lass ich es laufen. Die ersten 10 km laufe ich in knapp 57 Minuten und es ist alles im grünen Bereich. Die zweiten 10 sind dann schon etwas schwieriger, nach 18 km schmerzt mein Fuß so sehr, dass ich Gedanken hege, die zu einer Aufgabe an der 20 km-Marke führen. Aber ich bekämpfe die Gedanken, überquere die 20 km-Linie im Start-Ziel-Bereich und laufe einfach weiter. Und wenn ich schon mal auf den Weg an den Strand bin, guck ich ihn mir halt noch einmal an und genieße die Sonne. Bei KM 21 ertönt “Ich liebe das Leben” von Vicky Leandros in meinen Kopfhörern und ich fange an mitzusingen – nicht so richtig mit Stimme, aber in Gedanken und ich grinse über beide Ohren. Die Schritte werden mittlerweile schwerer, die Zeiten langsamer, aber kein KM ist langsamer als 5:55min/km. Die letzten drei Kilometer tun dann schon weh: der Fuß, das Knie, der Rücken, überall zwickt und kneift es, aber es ist ja nicht mehr weit. Nach 2:54:44 überquere ich glücklich die Ziellinie, hinter welcher meine Freundin bereits mit einem Kaltgetränk auf mich wartet. Sie hat etwa 5 Minuten weniger benötigt. Richtig gut.

CYMERA_20170410_204357

Wir sind beide happy mit dem Ergebnis. Dann heißt es erstmal: Hinsetzen, raus aus den Schuhen, noch ein bisschen mehr die Sonne genießen und ein leckeres Eis. Herrlich.

 

Nun sind es nur noch 2 Wochen bis zum Marathon. Wenn es das Wetter in Hamburg genauso gut meint wie in Berlin und Cuxhaven, kann ja nichts mehr schief gehen. Ich freu mich drauf.

 

Das Leben ist schön.