Ist es verwerflich, wenn man sich für sein Leben immer noch mehr wünscht, wenn man sich sein Leben vervollkommnen möchte, wenn es ruhig einfach noch ein bisschen mehr sein darf?
Ich bin bisher – toi toi toi – noch nie so richtig vom Pech verfolgt worden, aber ein richtiges Glückskind bin ich auch nicht. Es läuft normal, würde ich sagen. Einen großartigen Mann an meiner Seite darf ich mein Eigen und mein Glück nennen. Zu Beginn dieser Beziehung sind wir gefühlt mit vierblättrigen Kleeblättern überschüttet worden, der Fortbestand dieser großartigen Konstellation ist wie Laufen auf Hufeisen, es ist perfekt, es gibt Kraft. Doch es ist, als hätten wir am Anfang etwas unseres Glückspulvers verschossen, denn momentan steht unser Pferd auf der Stelle und wartet auf den Hufschmied. „Seid fruchtbar und mehret euch“, „Der Mann soll ein Haus bauen“ oder „Der Mensch ist zum arbeiten gemacht“ sind nur drei Zitate, warum ich noch nie an die Kirche und Gott geglaubt habe. Gerne würden wir die drei Punkte angehen, doch es bleibt uns (noch) verwehrt. Wo ist die Gerechtigkeit, wenn Frauen mit 16 Jahren – noch auf der Schulbank hockend und ohne einen Pfennig in der Tasche – ein Kind in die Welt setzen, um dann im Jahresrhythmus einen weiteren kleinen Wurm hinterher zu schicken, während anderen die Zeit davon läuft, weil sie sich erst einmal um ein gesichertes Leben kümmern wollten und sich erst spät herausstellt, dass es aus diversen Gründen schwierig werden wird?! Wo ist die Gerechtigkeit, dass man Jahre in seine akademische Ausbildung investiert, sich selbst mit aufreibend viel Arbeit auf ein unglaubliches Fachkraftlevel katapultiert und doch zu Hause sitzt – ohne Arbeit – Stunden in Bewerbungen „verschwendet“ und doch keine Antwort bekommt, während anderen die Jobs per Vitamin B und ohne auch nur eine geschriebene Bewerbungszeile in den Schoß fallen?! Wir wären ohne Umschweife bereit das turbulente Hauptstadtleben aufzugeben und uns in beschaulichen Ecken Norddeutschlands niederzulassen und uns ein Nest zu bauen, doch ohne Job kein Nest, so ist das nun mal.
Doch ist das vielleicht alles Jammern auf hohem Niveau?
Und da kommt der Punkt mit der Dankbarkeit ins Spiel. Ich bin dankbar! Für das WIR, das uns verbindet, das rote Herz, das immer und beständig über uns schwebt. Ich bin dankbar für die tollen Familien und Freunde, die großartig unser Leben begleiten und für uns da sind, wenn wir sie brauchen. Und ich bin unendlich dankbar, dass wir gesund sind. Dies sollte nicht unerwähnt bleiben, denn es ist ein wertvolles Gut, welches nicht selbstverständlich ist.
„In einem dankbaren Herzen herrscht ewiger Sommer“. Bei mir ist im Moment eher Frühling oder Herbst. Aber ich bin wahrscheinlich einfach gerade mal dran. Mein Glücksakku hängt vielleicht gerade irgendwo am Ladegerät, mein Glücksschwein hat vielleicht seinen Winterschlaf verlängert, mein Glücksritter wartet zusammen mit dem Pferd auf den Hufschmied.
Doch da ich ein positiver und dankbarer Mensch bin, bin ich fest davon überzeugt, dass sich bald ein Marienkäfer auf meinen Arm setzt, ich ihn anlächle und für diese – dann hoffentlich eingetretenen – wunderbaren Veränderungen in meinem Leben danke.